Neuer Übernachtungsschutz

"Ausweg aus der Perspektivlosigkeit"

Von links: Andreea Garlonta, Milka Musović, Andrea Betz, Markus Blaszczyk. Foto: Erol Gurian
Von links: Andreea Garlonta, Milka Musović, Andrea Betz, Markus Blaszczyk. Foto: Erol Gurian

Mit dem Neubau des Übernachtungsschutzes in der Lotte-Branz-Straße sind viele Hoffnungen verbunden. Die Menschen, die dort unterkommen, erleben häufig Stigmatisierung. Das Team des "Schiller" entwickelt mit ihnen Perspektiven.

730 Bettplätze, verteilt auf 184 Zimmer: Am 6. Mai geht der Übernachtungsschutz der Landeshauptstadt München an seinem neuen Standort in der Lotte-Branz-Straße in Betrieb. Wie bisher übernimmt das Evangelische Hilfswerk mit seiner Einrichtung "Schiller" die Betriebsführung des Übernachtungsschutzes.

Dieser war seit 2012 behelfsmäßig in der ehemaligen Bayernkaserne untergebracht. Da das alte Gebäude einer neuen Bebauung auf dem Gelände weichen muss und das Hilfsangebot verbessert werden sollte, wurde seit Oktober 2021 ein neues Gebäude für den Übernachtungsschutz errichtet. Für die Landeshauptstadt ist der Neubau "ein deutliches Signal für eine soziale Stadt", wie die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl erläutert.

"Der Übernachtungsschutz ist das soziale Auffangnetz Münchens", betont auch Diakonie-Vorstandssprecherin Andrea Betz. "Hier bekommt jede*r ein warmes Bett. Niemand muss in München auf der Straße schlafen." Das Team des Schiller, das den Übernachtungsschutz betreibt, begegne den obdachlosen Menschen ohne Vorurteile: "Sie erleben häufig Stigmatisierung. Wir hören ihnen zu."

Die Beratung in der Herkunftssprache sei daher ein wichtiger Baustein der Arbeit im Schiller und im Übernachtungsschutz. Das Team aus 124 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden stamme selbst aus 35 Ländern und könne in zwölf Sprachen auf muttersprachlichem Niveau beraten, so Betz.

"Unser Ziel in der Einrichtung 'Schiller' ist es, gemeinsam mit den Klient*innen eine Perspektive zu entwickeln: eine Arbeit und ein eigenes Zimmer zu finden – einen Ausweg aus der Perspektivlosigkeit. Damit das gelingen kann braucht es dauerhaft mehr bezahlbaren Wohnraum in München – gerade auch für Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten. Das Team von 'Schiller' bleibt aber auch an der Seite der Menschen, wenn es keine Perspektive mehr gibt", unterstreicht Betz. "Das beeindruckt mich immer wieder. Die Mitarbeitenden des Schiller haben die Menschen im Blick und leisten jeden Tag professionelle Arbeit. Gemeinsam mit den Ehrenamtlichen und den Kooperationspartner*innen knüpfen sie das Auffangnetz für rund 450 Menschen, die hier jede Nacht ein warmes Bett suchen."

Gegründet wurden das Schiller und der Übernachtungsschutz ursprünglich vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung nach Südosteuropa. Ein großer Teil der Klient*innen kommt aus Rumänien und Bulgarien, um hier mit harter Arbeit Geld zu verdienen. "Oft finden sie Jobs im Niedriglohnsektor, aber keine Wohnung, die sie mit ihrem Gehalt finanzieren können", erklärt Andreea Garlonta, die den Übernachtungsschutz und das Schiller gemeinsam mit ihrer Kollegin Milka Musović leitet.

"Ich hoffe, dass sich das Neue wirklich positiv auf unsere Klient*innen auswirken", sagt Musović. Das "Neue" ist ein Haus, dessen "Gebäudefinger" versetzt zueinander angeordnet und lediglich über die innenliegenden Eckbereiche miteinander verbunden sind. So konnten in dem Gebäude – jeweils getrennt voneinander – Schlaf- und Aufenthaltsmöglichkeiten für Männer, Frauen und Familien realisiert werden.

Im Neubau wird es künftig Vierbett-Zimmer statt bislang Zehn- bis Zwölfbett-Zimmergeben. In den Multifunktionszimmern/Schutzräumen sind Einzel- oder Zweibettbelegungen für vulnerable Personengruppen vorgesehen, also für Menschen mit Behinderungen, LGBTIQ* oder kranke Menschen. Außerdem können obdachlose Personen hier mit ihrem Hund übernachten.

Neben den Übernachtungszimmern gibt es deutlich mehr Beratungs-, Service- und Funktionsräume, um mehr Betreuung und Unterstützung bieten zu können.

Für Andrea Betz ist der Neubau auch eine Hoffnung: "Immer wieder treffen unsere Streetworker*innen auf ihren Touren auf Menschen, die lieber auf der Straße übernachten wollen. Wir hoffen, dass wir mit dem Neubau auch diese Menschen noch besser erreichen."


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